08 Mai 2013

[Dies & Das] Beside Bloggin...

Normalerweise bin ich kein Mensch, der viel über sich persönlich schreibt, schon gar nicht hier im WWW. Aber vergangenes Wochenende habe ich etwas erlebt, bei dem ich das Gefühl habe, es teilen zu müssen und nehme es in Kauf, wenn es sich im Internet verbreitet. 

Ich brauche auch keine Resonanz und die Anteilnahme ist nicht wichtig, allerdings muss ich mir das einfach von der Seele schreiben...

Letzes Wochenende habe ich meine Eltern besucht. Mein Papa hatte vor gut vier Wochen eine 3fach-Bypass-OP, die er wunderbar überstanden hat und nun seit einer Woche daheim ist. Da er eine Tochter hat, die Haare schneiden kann, ich sie eh besuchen wollte und mein Paps sich nicht zum Haarewaschen zurückbeugen kann, fuhr ich also runter... :) Wir haben uns total auf das Wochenende gefreut, da wir alle sahen, dass es bei meinem Papa berauf ging. Ich kam samstags Morgens an und meine Eltern waren noch einkaufen. Also brachte ich die Sachen ins Haus, setzte mich in den Garten und unterhielt mich mit unserer langjährigen Nachbarin und guten Freundin Fr. S. 

Nach einer Weile kamen meine Eltern, wir haben zu Mittag gegessen und gingen nach dem Spülen nach oben ins Wohnzimmer, weil Papa eine DVD mit uns schauen wollte. Wir haben uns noch einen Kopf gemacht, da er so kaputt war. Aber es ging ihm gut... 

Wir waren jedoch nicht sehr motiviert, eine DVD zu schauen, also machte jeder etwas anderes. Papa schaute TV, Mama hat gebastelt und ich habe auch etwas Schmuck gebastelt. Auf einmal klingelt es an der Tür. Damit meine Mama nicht aufstehen musste (ist ebenso nicht mehr so gut zu Fuß), ging ich hinunter und sah an der Fenstertüre bereits Frau S. stehen. Sie schaute mich nicht an, hielt sich am Rahmen fest und gab mir einen Zettel, mit den Worten "112 - keine Luft" und japste ganz fürchterlich. 

Ich schrie nur noch hoch zu meiner Mama, sie solle den Notruf wählen, Frau S. bekommt keine Luft. Ich wollte unsere Nachbarin reinbitten, da sie ganz blass war und versuchte ihr klarzumachen, dass es besser ist, sich hinzusetzen. Sie schüttelte heftig mit dem Kopf und zeigte auf unseren Bürgersteig bzw. Parkplatz. Meine Mama war zwischenzeitlich (lasst es höchtens 15Sek gewesen sein) runter und nahm sich direkt das Telefon. Ich nahm in dem Moment die Hand unserer Nachbarin, da ich sie auch stützen wollte. Sie rutsche an dem Auto meines Vaters weg und knallte frontal auf den Boden. 

Meine Mama war total fertig, weil sie das alles an die Situation meines Opas letztes Jahr erinnerte. Da mussten wir auch den Notarzt rufen, er bekam auch keine Luft und verstarb 5Wochen später. Ich habe versucht, sie irgendwie zu stabilisieren, allerdings war mir es nur möglich die Hand unters Gesicht zu packen und versuchte ihr den Schleim und die Zunge aus dem Mund zu holen. Sie war so verkramppft... 

Der Krankenwagen war schnell da, zumindest kam es mir so vor. Von da an sind wir gewichen. Die Sanitäter haben uns beschäftigen wollen (besonders meine Mum) und meinten, wir sollen in ihr Haus gehen - Ausweis und Krankenkassenkarte suchen, sowie die nächsten Angehörigen benachrichtigen. 

Wir haben unser bestes versucht, genauso wie die Notärzte und Sanitäter es ca. 45Minuten taten....

Frau Siebert war bereits tot als ich versucht habe, mit ihr zu reden, versucht habe, ihr den Schleim aus dem Mund zu holen, als sie auf den Boden fiel. 

Es gibt drei oder vier Augenblicke, die bekomme ich einfach nicht aus meinem Kopf: Als sie mir mit panischem Ausdruck den Zettel überreicht. Wie sie aus meiner Hand rutscht und auf den Boden fällt, sowie der starre Blick und panischen weit aufgerissenen Augen auf dem Parkplatz liegt, ohne dass wir wussten, dass sie bereits tot ist.

Ich habe sie angeschrien, sie solle bei uns bleiben. Dass sie nicht gehen darf und kann. Aber sie war nicht mehr hier. Man versuchte, sie Transportfähig zu machen, ist aber schon auf dem Weg zum KH als tot erklärt worden. 

Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit einer Leiche konfrontiert war... Sie war eine langjährige Freundin, Nachbarin und hat mir früher sogar manchmal bei Matheaufgaben geholfen. 

Mein Opa ist letzte Jahr gestorben, da war ich auch mit dem Tod in Kontakt getreten und es war eine schlimme und ist heute noch eine schwere Zeit. Aber ich wollte und konnte seine Leiche nicht sehen, um mich zu verabschieden. Das hätte ich nicht geschafft. 

Man hört von anderen, dass in derjenigen Familie jemand einen Infarkt hatte, krank wurde und gar verstarb. So oft denkt man: "Das ist so weit weg, betrifft uns gar nicht". Und dann ist man selbst betroffen. Mein Papa hätte das gleiche haben können. Wäre er nicht auf der Arbeit "nur" zusammengeklappt, dann hätte man spät oder zu spät herausgefunden, dass sein Herz nicht mehr in Ordnung ist. 

Frau S. hatte einen schweren Herzinfarkt... Sie hat am 4.5.2013 am späten Nachmittag ihre Augen für immer geschlossen. 

Morgens spricht man noch mit der Person und nachmittags ist sie tot. Das geht oder will mir nicht in den Kopf gehen. Vielleicht denkt ihr euch, dass ich etwas abdrehe. Allerdings bin ich ein sehr sensibler Mensch und es fiel mir arg schwer, mich am Montag auf der Arbeit zu konzentrieren. Es fällt mir jetzt noch zeitweise schwer, wobei es etwas abklingt. Dennoch bleiben die gewissen Augenblicke, die mich verfolgen. 

Ich müsst nicht kommentieren, braucht kein Mitleid aussprechen... Es war einfach nur gut, sich das alles mal von der Seele zu schreiben...

Danke euch.
Saskia

15 Gedankengänge:

  1. Ach du meine Güte...Das sind Situationen, vor denen ich Angst habe... Fühl dich gedrückt!

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  2. @Susocial:
    Ich danke dir ♥

    @Marisol:
    Ich auch... Danke dir!

    @Lejamatt:
    Danke ♥

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  3. Wenn man auf so plötzliche und unerwartete Art und Weise mit dem Tod konfrontiert wird, ist das immer wie ein Schlag ins Gesicht finde ich. Da gehst du völlig nichtsahnend deinen Alltagsdingen nach und dann Bäm - Schlag - und nichts mehr ist so wie es gewesen ist.

    Ich würde dir wirklich gerne etwas tröstendes und aufmunterndes sagen aber ich bin leider nicht gut darin, in einer solchen Situation die richtigen Worte zu finden. Und die Standartsätze solcher Situationen brauche ich dir nicht zu schreiben, denn ich denke dass du die selbst kennst.

    Ich wünsche dir alles Liebe und viel Kraft!

    big hug,
    J.

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  4. ich kann dir verstehen, dass dir diese Situationen nicht aus dem Kopf gehen und es ist in garkeinem Falle überreht, dass es dich so arg beschäftig. Das sind Extremsituationen. Du hast alles dir mögliche getan, aber leider kann man nicht immer schnell genug helfen. Und genau das, finde ich selbst ebenfalls schwer zu akzeptieren. :(

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  5. @DieJai:
    Ich bin auch nicht gut darin. Man findet sowieso nicht die richtigen oder gar tröstenden Worte, weil es dir einfach nicht gibt in dem Moment. Vielen lieben Dank dennoch, für deine Worte ♥

    @Irena:
    Genau, dass man in dem Moment so hilflos war. Ich war nachher richtig sauer auf mich, weil ich die stabile Seitenlage nicht mehr hinbekam (in Gedanken). Mein Papa hat nur gemeint, es sieht nach einem Infarkt aus, auf keinen Fall auf die Seite legen. Aber die Tatsache, dass ich das nicht mehr hinbekommen HÄTTE, das wurmt mich.

    Liebe Grüße und danke euch, für die lieben Worte!

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  6. Was für eine bewegende Geschichte! Mit abdrehen hat das meiner Meinung nach gar nichts zu tun. Ich kann total verstehen, dass dich diese Bilder nicht loslassen! Ich wünsche dir viel Kraft. Liebe Grüße

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  7. Mach dir selbst keine Vorwürfe Liebes ! Es hatte nicht mit dir zu tun, jeder von uns wird über kurz oder lang diesen Weg gehen und zu Gott zurück kehren. Wenn dieser es für den richtigen Zeitpunkt hält, es ist nicht was wir beeinflussen können.
    Und ich wie du dich fühlst, vor zwei Monaten ist meine Tante verstorben. Sie war die große Schwester meines Vaters und hatte sich um ihn gekümmert und ihn groß gezogen, nach dem seine Eltern verstorben sind. Und Sie hatte sich auch damals um mich gekümmert als meine Mutter wieder gearbeitet hatte und mein Papa auch nicht zuhause bleiben konnte.
    Somit war Sie auch für mich wie eine "zweite" Mama ...

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  8. @Ela:
    Lieben Dank, für deine Worte!

    @TaVie:
    Wie es dir mit deiner Tante erging, so erging es mir letztes Jahr mit meinem heiß geliebten Köbes. Mein Opa war mein bester Freund, Opa und zweiter Papa. Solch einen Verlust steckt man nicht leicht weg, gar keinen Verlust verschmerzt man einfach.
    Ich muss ehrlich gestehen, dass ich derzeit nicht weiß, wie ich auf göttliche Sprüche reagieren soll. Meine Mama sagte auch: "Weißt du, die besten Menschen braucht der liebe Gott im Himmel. Die geben die tollsten Engel ab. Daher holt er sie sich." Ich bin 26, keine 10. Und wenn meine Mum mir sowas sagt, sollte sie selbst auch daran glauben. Bin gespannt, ob ich Opa und alle anderen im Himmel wieder treffe, sofern es einen gibt.

    Liebe Grüße an euch zwei!

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  9. @Saskia:
    Ich kann sehr gut nachempfinden wie es dir nach dem Versterben deines Opas geht. Mein Opa ist verstorben als ich 17 war, er war für mich ebenfalls mein bester Freund. 3 Jahre später verlor ich meinen Vater von einem Tag auf den anderen. Ich wurde leider schon öfters mit dem Tod geliebter Menschen konfrontriert. Ehrlich gesagt waren göttliche Sprüche/Zitate für mich auch nie sonderlich hilfreich oder tröstend. Ich habe Jahre gebraucht um die Verluste halbwegs zu verarbeiten. Zeit heilt meiner Meinung nach auch nicht alle Wunden, man lernt lediglich damit zu leben...
    Liebe Grüße
    Ela

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  10. @Ela:
    So sieht es aus: Zeit heilt nicht alle Wunden, man lernt nur, damit klarzukommen.

    Fühl dich einfach mal gedrückt! :)

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  11. Oh nein, das ist ja mal krass. Das tut mir leid für dich. Ich hoffe du stehst das gut durch und überstehst es gut. Jeder würde sich da einen Kopf machen aber du kannst nichts dafür.

    Drück dich :-*

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  12. Ach mensch, das tut mir ja Leid. Aber wenn es deiner Nachbarin schon so schlecht ging, als sie zu euch kam, hättet ihr einfach nichts mehr machen können. Trotzdem traurig.

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  13. @Greeklicious:
    Es wird schon werden. Wenn ich immer gut beschäftigt bin, dann kommen die Momente auch nicht hoch. Aber dementsprechend versuche ich auch zwingend, immer was um die Finger zu haben...

    @Wiebke:
    Ja, das stimmt schon. Meine Mama hat gestern auch gemeint: Sie macht es fertig, dass Fr. S. zu uns kam, in der Hoffnung, wir könnten ihr helfen. Und sie hat ihr über den Rücken gestreichelt und meinte: "Es wird alles gut." Nur, dass es das nicht geworden ist. Meine Mama und ich sind extrem sensible Tierchen >.<

    Liebe Grüße!

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Ich freue mich sehr über jedes Kommentar! Sei es positive oder negative Kritik, bitte achtet hierbei jedoch immer auf die Netiquette :) Liebe Grüße! Saskia

 
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